Record of Lodoss War: Deedlit in Wonder Labyrinth
Als glühender Verehrer von Castlevania: Symphony of the Night sollte ich angesichts der Fülle an sogenannten “Metroidvanias”, die Jahr für Jahr von der Indie-Szene auf den Markt geworfen werden, ja eigentlich voll auf meine Kosten kommen.
Eigentlich.
Aber so ganz in die Kerbe von Konamis Meilenstein mag für mich keins der davon inspirierten Werke schlagen.
Dazu muss ich sagen, dass ich das Metroidvania-Format an sich gar nicht so sehr bevorzuge, da es oft viel Backtracking und Herumirren mit sich zieht. Was natürlich auch eine Frage der handwerklichen Qualität ist. In der Hinsicht haben die Referenzwerke Super Metroid und Symphony of the Night so viel richtig gemacht wie kaum ein Spiel danach. Selbst die späteren Castlevanias auf Game Boy Advance und Nintendo DS oder die spirituelle Fortsetzung Bloodstained: Ritual of the Night weisen im Vergleich noch einige Schwächen auf, was die Spielführung anbelangt.
Ebenfalls kaum erreicht wird die opulente 2D-Grafik mit verschwenderisch vielen Animationsframes, die Symphony of the Night auf die 32-Bit Maschinen PlayStation und Sega Saturn gezaubert hat. Viele Indie-Projekte schießen sich ja eher auf die Produktionswerte der 8- oder 16-Bit Ära ein, während sich größere Studios eher selten noch auf 2D-Grafik herablassen.
Und dann ist da noch der einzigartige Gothic Fantasy Stil, den ich an Castlevania so bewundere, den es aber in wenigen vergleichbaren Spielen in der Form gibt (inklusive dem ureigenen Lords of Shadow Reboot der Reihe). Allenfalls in Bloodstained: Ritual of the Night, aber dort leider nicht in schicken Pixeln.
Und dann kommt mit dem knackig betitelten Record of Lodoss War: Deedlit in Wonder Labyrinth ein Titel eines kleinen Studios daher, der optisch und spielerisch nahezu ebenbürtig mit Symphony of the Night ist, und dazu dank seiner 90er Jahre Fantasy Anime-Lizenz für ein Spiel aus dem Jahr 2021 herrlich aus der Zeit gefallen scheint.
Record of Lodoss War ist eigentlich ein ausschweifendes Fantasy Epos, in Wonder Labyrinth wird die gesamte Belegschaft aber kurzerhand in ein gothisches Schloss verfrachtet, was aus mir unerfindlichen Gründen fabelhaft funktioniert.
Die Elfin Deedlit erwacht zu Spielbeginn in dem verwunschenen Gemäuer, wo sie nach und nach auf die anderen aus der Serie bekannten Charaktere trifft. Es wird ziemlich schnell klar, worauf das alles am Ende hinausläuft, womit die Geschichte ein ähnlich unspektakuläres und zweckdienliches Vehikel bleibt, wie das bereits in Symphony of the Night der Fall war.
Dafür ist die grafische Gestaltung ähnlich opulent, mit verschwenderisch detaillierten Hintergründen und Figuren-Animationen. Deedlit hinterlässt sogar Schemen hinter sich, wie es schon bei Symphonys Halbvampir Alucard der Fall war. Ein atmosphärisch düsterer Soundtrack fehlt natürlich auch nicht.
Das Spiel ist vergleichsweise linear aufgebaut, während Erkundung abseits des Hauptpfads meistens optional bleibt, was ich als recht angenehm empfand, da es der Metroidvania-Formel die unangenehmen Spitzen nimmt. Als magisch begabte Elfe hat Deedlit ein großes Arsenal an Fähigkeiten. Sie ist im Umgang mit verschiedenen Nahkampfwaffen versiert und kann ihre Gegner auch mit Pfeil und Bogen aus der Distanz beharken. Deedlit kann zudem verschiedene Magien wirken und ähnlich wie im Shoot ‘em up Ikaruga zwischen zwei Elementen wechseln, um gegen Energiekugeln des gleichen Elements immun zu werden.
Die fantastische Präsentation und das vielfältige Gameplay kommen am besten in den imposant inszenierten Bosskämpfen zum Tragen. Deedlit tritt hier zum Teil gegen riesige Widersacher an, und muss erst deren Angriffsmuster lernen, um zu siegen. Ansonsten muss sie sich am letzten Speicherpunkt wieder aufrappeln (selbst dafür wurde eine detaillierte Animation spendiert).
Wenn ein Bosskampf gut läuft, ist es eine wahre Wonne, Deedlit dabei zu erleben, wie sie etwa mit Hilfe eines Wassergeistes in der Luft schwebt, um einer riesigen Kreatur auszuweichen, oder geschmeidig zwischen Feuer- und Wasserelement wechselt, um schadlos durch gegnerische Energiesäulen zu gleiten. Wobei die Bossbegegnungen später ein wenig von ihrem Glanz verloren haben, nachdem ich den Dreh mit dem Bogen so gut heraushatte, dass auch die mächtigsten Wesen rasch meinem Pfeilhagel erlegen sind.
Die fantastische Präsentation und das vielfältige Gameplay kommen am besten in den imposant inszenierten Bosskämpfen zum Tragen.
Am Ende war Deedlit in Wonder Labyrinth wirklich eine große Überraschung für mich. Damit, dass ein Indie-Spiel mit einer Anime-Lizenz mit den größten der Metroidvania-Castlevanias mithalten könnte, habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Große Empfehlung an Fans der non-linearen Castlevania Teile. Selbst an diejenigen, die der Metroidvania-Formel (wie ich) mit der Zeit etwas überdrüssig geworden sind.