Suikoden
Mit dem PlayStation-Titel Suikoden betritt Konami die Welt der Rollenspiele und erschafft aus dem Stand eine der wichtigsten Reihen des Genres.
Die Geschichte des Spiels basiert auf einem klassischen chinesischen Roman über 108 Rebellen und ihre Armee, die sich gegen die Obrigkeit auflehnen. Eine Inspiration, die nahezu 1:1 ins Spielprinzip eingeflossen ist: In der Rolle des Sohns eines ruhmreichen imperialen Generals zieht ihr durch die Welt, rekrutiert bis zu 108 Mitstreiter, baut eine eigene Festung mitsamt Armee auf und führt sie gegen das korrumpierte Imperium ins Feld.
Das klingt nach Stoff für ein Strategie-Rollenspiel. Tatsächlich gibt es einige rudimentär gestaltete Schlachten zu schlagen. Im Kern ist Suikoden jedoch ein klassisches Rollenspiel mit rundenbasierten Kämpfen. Die Welt, die asiatische Einflüsse mit westlicher High Fantasy vermischt, wird mit einer Gruppe von sechs Partymitgliedern erkundet.
Innerhalb der epischen und politisch verstrickten Rahmenhandlung hat Suikoden auch Platz für stille und tragische Charaktermomente. Trotz fantastischer Elemente wie Magie, Vampirismus und Tiermenschen bleibt die Geschichte bodenständig und nachvollziehbar.
Das Kernelement von Suikoden ist das Rekrutieren der 108 sogenannten “Stars of Destiny”, wodurch unter anderem die Handlung erweitert wird (inklusive verschiedener Enden), neue Partymitglieder aufgenommen werden und Läden im Hauptquartier eröffnet werden können.
Ein Feature, das mich und mein OCD natürlich gleich vor ein Dilemma stellt: Genieße ich einfach nur das Spiel, oder nutze ich von Anfang an Guides, um direkt alle Stars of Destiny zu finden? Letzteres ist ohne Hilfe leider gar nicht einfach, und natürlich lassen sich nicht alle Charaktere im Nachhinein rekrutieren.
Tatsächlich habe ich einen bereits weiter fortgeschrittenen Spielstand beiseite gelegt, um bei einem Neustart direkt alle Stars of Destiny mitzunehmen. Das hat sich allein dafür gelohnt, um noch mehr Zeit in diesem wunderbaren, aber relativ kurzen Spiel zu verbringen.
Leider ist die Umsetzung des Systems nicht so gut gelungen, wie es auf dem Papier klingt. Obwohl viele der rekrutierbaren Charaktere aktiv in der Party mitkämpfen können, lässt das Spiel selten genug Freiraum für die Zusammenstellung einer Wunschtruppe. Bei vielen Storymissionen, selbst im Finale, wird ein Großteil der Slots von Pflichtcharakteren belegt.
Um alle 108 Stars of Destiny zusammenzubekommen, müssen zudem bestimmte Charaktere mitgelevelt oder zumindest mitgenommen werden. Oft ist also mehr oder minder vorgegeben, wie die Party zusammengesetzt ist. Das fummelige und stark eingeschränkte Inventar-Management und das teure Schmieden von Waffen drosseln den Enthusiasmus zusätzlich, verschiedene Charaktere auszuprobieren.
Von diesen Kritikpunkten abgesehen, hat es sich für mich gelohnt, das Spiel nachzuholen. Das erste Suikoden ist auch heute noch ein fesselndes und schönes Erlebnis, das lediglich durch seinen legendären Nachfolger übertroffen wird.